Der Berch ruft

Jedes Jahr vor Pfingsten herrscht in der Universitätsstadt Erlangen traditionell ein ganz besonderes Treiben: die weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannte Bergkirchweih am Burgberg im Erlanger Norden steht an. Kühles Bier, wilde Fahrgeschäfte und reichlich gute Laune locken Jung und Alt aus allen Richtungen den Berg hinauf. Schüler*innen fiebern dem Ende des Unterrichtstages entgegen, Erwachsene nehmen Urlaub oder gehen gleich zusammen mit den Kolleg*innen „auf den Berch“.

Do’s

  • Traditionelle Erlanger Bergtracht: alte Turnschuhe, Jeans und Regenjacke; ein rot- weiß-kariertes Hemd ist schon das höchste der Gefühle
  • Das Auto stehen lassen und mit dem Bus zum Berg kommen
  • mit Kindern Angebote am Familientag nutzen (2. Bergdonnerstag)
  • Den Bedienungen an den Kellern Trinkgeld geben
  • Riesenrad fahren
  • Eine Guldenbreze essen
  • Wartezeit an den Toiletten einplanen

Don’ts

  • Den Hund mitnehmen
  • In bayrischer Tracht erscheinen (wir sind schließlich in Franken!)
  • High Heels oder weiße Turnschuhe anziehen
  • Alkohol mitbringen
  • Nicht auf den steinernen Bierkrug aufpassen -> es gibt Pfand zurück
  • Versuchen, mit dem Auto so nahe wie möglich hinzukommen
  • Zu viel Bier trinken

Die Geschichte der Erlanger Bergkirchweih

Die Bergkirchweih in Erlangen entwickelte sich damals aus dem traditionellen Pfingstmarkt, welcher erstmals 1755 rund um das Altstädter Schießhaus am Burgberg verlegt wurde. Praktisch an diesem Veranstaltungsort war, dass sich in unmittelbarer Nähe im Berg die Felsengewölbe der Bierkeller befanden, wo bis ins frühe 20. Jahrhundert das Bier zum Reifen gelagert und dann zur Kirchweih an die durstigen Besucher ausgeschenkt wurde. Dadurch zog der „Berg“ immer mehr Schaulustige an und fand seit 1755 fast jedes Jahr statt. Somit ist die Bergkirchweih sogar deutlich älter als die Münchner „Wiesn“!

Buntes Treiben

Ins Schießhaus geht zwar heutzutage niemand mehr, aber am Donnerstag vor Pfingsten ab 17 Uhr fällt trotzdem der gebührende Startschuss für die fünfte Erlanger Jahreszeit: wie es der Brauch vorschreibt, darf der Erlanger Oberbürgermeister das erste Fass Festbier beim sogenannten „Anstich“ anzapfen. Dieses wird anschließend an die wartende Menge in den beliebten Steinkrügen mit den Logos der 15 Bierkeller verteilt. Und dann geht es 12 Tage lang rund auf dem Erlanger Burgberg: am Wochenende ist bei besonders schönem Wetter teils nur sehr langsames Durchkommen möglich, denn es strömen insgesamt mehr als eine Million Menschen über das Gelände. Das sind zehn Mal so viele Menschen wie die Stadt Erlangen Einwohner hat! Tagsüber trifft man vor allem Familien mit Kindern an den etlichen Losbuden und wilden Fahrgeschäften an. Weniger wild geht es bei einer Fahrt mit dem Europarad zu, dem größten transportablen Riesenrad der Welt. Wer schwindelfrei ist, sollte sich das nicht entgehen lassen! Abends gibt es im westlichen Teil der Festivalstraße fetzige Livemusik, bis sich wirklich jeder auf den Tischen stehend in den Armen hält – oder zumindest mitschunkelt…

Nicht nur für Partyfans

Musikalisch ist für jeden etwas dabei, denn das Spektrum reicht von Klassikern wie „Que sera, sera“ zu „Hulapalu“ oder „Atemlos“ und spiegelt somit auch sehr gut die Vielfalt der Bergbesucher wieder. Trotz der allzeit ausgelassenen Stimmung hat der Spaß um Punkt 23 Uhr ein Ende: wer dann noch weiterfeiern möchte, zieht runter in die Erlanger Innenstadt in die Clubs auf eine der sogenannten After-Berg-Partys.

Aber wer es etwas gemütlicher angehen lassen will, der kann den Kirchweihtag auch abends gesellig unter den mit Lampions geschmückten Linden, Kastanien und Eichen bei einer Maß Bier ausklingen lassen. Die eigene Brotzeit mitzubringen ist ausdrücklich erlaubt!

Das Bier

Die vielen verschiedenen Biersorten auf dem „Berch“ wie Tucher oder Mönchshof werden heutzutage übrigens nur noch für dieses Fest in den Eingängen der Bierkeller gelagert. Leider stammen auf der Bergkirchweih mittlerweile lediglich das eigene Entlas-Bier vom Entlas-Keller sowie das Steinbach-Bräu aus Erlangen. Denn die Hugenottenstadt hat mit ihren kühlen Bierkellern im Berg längst keinen Heimvorteil im Bierhandel mehr wie es noch bis zur Erfindung der modernen Kühltechniken Ende des 19. Jahrhunderts war.

Psssst!

Geheimtipp: Um schon vor dem Besuch abschätzen zu können, wie voll es auf dem Gelände ist, gibt es eine Live-Berchcam. Auf dieser offiziellen Website gibt es auch weitere Informationen zu den Bergkirchweih-Regeln, denn seit einigen Jahren werden am Eingang die Taschen der Besucher auf Alkohol oder verbotene Gegenstände kontrolliert.

Bis zum nächsten Jahr!

Am letzten Abend dann, um 23 Uhr, wird das letzte Bierfass symbolisch zu den Klängen von „Lili Marleen“ beim Erich-Keller begraben, während die Besucher*innen lauthals mitsingend weiße Taschentücher zum traurigen Abschied schwenken. „Beste Stimmung Erich-Keller“ eben. Bis zum nächsten Jahr!