Biophiles Design im Hotel Luise

Wer kennt es nicht? Nach einer stressigen Woche einfach mal raus in die Natur, um Luft zu holen und neue Energie zu tanken. Schließlich ist die Natur für die meisten ein Rückzugs- und Entspannungsort – für manche sogar ein Quell der Inspiration.
Daran kann man sehr gut erkennen, welchen positiven Einfluss die Natur auf uns Menschen hat. Und genau das macht sich das sogenannte biophile Design in der Architektur und Raumgestaltung zu Nutze.

„Biophilie“ stammt vom altgriech. bios „Leben“ und philia „Liebe“ und bedeutet so viel wie „Liebe zum Leben“ oder „Liebe zum Lebendigen“.
Dementsprechend geht es beim biophilen Design darum, Elemente aus der Natur aufzugreifen, um das Wohlbefinden seiner Nutzer*innen zu steigern. Diese haben nicht nur Einfluss auf die Stimmung der Menschen, sondern auch auf die Kreativität und Produktivität.

2014 veröffentlichte die nachhaltige Beratungsfirma ‘Terrapin Bright Green’ die ‘14 Patterns of Biophilic Design’, welche die Grundprinzipien des biophilen Designs beschreiben und einen guten Überblick geben.
Insgesamt wird das biophile Design in drei Kategorien unterteilt: Biophiles Design im Raum (unter anderem in Form von Ausblicken, Frischluft sowie Wasser und Licht), Analogien zur Natur (Materialien, Formen, Komplexität und Ordnung) und Natur/Charakteristik des Raums (Sicherheitsempfinden und Panorama).

Biophiles Design im Raum

  • Sichtbare Verbindung zur Natur (sichtbare naturbezogene Elemente, z.B. Pflanzen im Raum oder Fenster mit Blick in die Natur)
    Ein gutes Beispiel hierfür sind die vielen lebenden Grünpflanzen im Hotel. Diese findet man nicht nur in jedem Zimmer, sondern auch an allen öffentlichen Bereichen im Hotel. Zusätzlich hat man von jedem Zimmer einen Ausblick in den naturnah begrünten (Vor-)Garten, trotz Innenstadtlage.
  • Nicht-sichtbare Verbindung zur Natur: Sinne wie Hören, Fühlen, Riechen sorgen für einen Bezug zur Natur (Sounds (z.B. Vogelgezwitscher, Regen), Gerüche (z.B. nach Pflanzen))
    Schon beim Betreten der nachwachsenden Zimmer, kann man einen Naturduft wahrnehmen – den von Stroh und Heu. Dieses wurde in Decken und Wänden in Form von OSB-Platten verwendet und sorgt für ein natürliches Duftaroma. Und auch in anderen Bereichen, wie zum Beispiel im Spa, werden natürliche Düfte eingesetzt und sorgen dadurch für eine Verbindung zur Natur.
  • Unregelmäßige sinnliche Reize: zufällige und vorübergehende Verbindungen mit der Natur (Fassaden mit beweglichen Designs, Displaydesigns, fließendes Wasser etc.)
    Vor unserem Frühstücksraum ist ein besonderes Recycling-Kunstwerk aus Styropor-Reststücken zu finden. Durch gezielte Beleuchtung und einem eingebauten Spiegel, entsteht eine optische Täuschung. Man hat das Gefühl als würde man einen endlos langen Bergtunnel entlang blicken.
  • Sich ändernde Temperatur- und Luftverhältnisse: Leicht verändernde Lufttemperatur/Luftfeuchtigkeit, Luftzug etc. (z.B. durch Öffnen von Fenstern, sichtbare mechanische Ventilation etc.)
    Der Glasgang dient als verbindendes Element zwischen den Gebäuden, ist aber oben und unten offen und schafft damit eine klimatische Veränderung auf dem Weg durch das Haus.
  • Vorhandensein von Wasser: Sehen, Hören, Fühlen von Wasser vor Ort (z.B. Wasserflächen im Eingangsbereich, Wasserwände)
    Im und um das Hotel findet man verschiedene Wasserstellen und kann entspannt dem Wasserplätschern lauschen. Einige Beispiele sind der Bachlauf am Eingang, das Biotop im Schäfergarten oder der Wasserfall im Tiefhof.
  • Dynamisches und diffuses Licht: Schaffung unterschiedlicher Licht- und Schattenverhältnisse (z.B. Tageslicht aus unterschiedlichen Winkeln, Feuerschein, Lichtverteilung)
    Im Frühstücksraum erzeugen Strahler mit verschiedenen Aufsätzen unterschiedliche Lichtverhältnisse und ahmen Sonnenscheinstrahlen aus verschiedenen Richtungen nach. Somit wird versucht die Lichtverhältnisse durch die Fenster mit der Innenbeleuchtung zu verbinden.

Analogien zur Natur

  • Verbindung zu natürlichen Systemen (Zimmer mit Innenhöfen oder Dachterrasse, heimische Pflanzen, die je nach Jahreszeit wachsen/eingehen)
    In unserem Konferenzraum gibt es mehrere Glastüren, die den Blick auf den Innenhof freigeben, welcher naturnah begrünt ist.
    Und auch die Dachterrasse besteht nicht nur aus Holz, sondern zu einem Drittel aus Natur in Form eines Dachgartens. Darüber hinaus hat man in unserem Frühstücksraum einen schönen Blick auf unseren fränkischen Obsthang.
  • Material mit Bezug zum Ort: Material und Elemente aus der Natur mit ortsbezogenem Ursprung (Holz, Ton, Erde, Wolle etc.)
    Hinter der Rezeption befindet sich ein Kunstwerk, welches verschiedene Muster und Umrisse aufweist und komplett in natürlichen Braun- und Orangetönen gehalten ist.
    Außerdem haben die Wände im Treppenhaus und zum Teil im Spa eine bestimmte, natürlich wirkende Struktur, welche durch eine spezielle Spachteltechnik erzeugt wurde.
  • Komplexität und Ordnung: gehaltvolle sensorische Informationen (z.B. Teppichdesigns und -muster, sich wiederholende und symmetrische Muster)
    In unserer Lobby befindet sich unsere Wall of Change, welche aus gelagerten Holzblättern besteht. Diese sind in einem symmetrischen, organischen Muster angeordnet.

Natur im Raum

  • Aussicht/Übersicht: Aussicht über gewisse Entfernung (z.B. Aussicht, offener Grundriss, transparente Materialien, erhöhte Ebenen)
    Wir haben das Bestreben, dass jeder Gast die Möglichkeit hat seinen Blick schweifen zu lassen. Während es auf der Dachterrasse und in unserem Eventraum der Blick über die Dächer Erlangens ist, ist es in den Zimmern der Ausblick in den naturnahen Garten mit terrassierten Höhen und Tiefen.
  • Rückzug: Ein Ort der Zuflucht vor Umgebung oder Alltag in dem Individuum nach oben und hinten geschützt ist (z.B. Himmelbetten, Pavillons, Bäume als Schutzdach, Sitze in Erkerfenstern)
    Das ehemalige Zimmer 20, welches vor Kurzem umgestaltet wurde, bietet verschiedene gemütliche Rückzugsorte für Gäste.
    Und auch der Spa mit seinem Ruhebereich oder unser Eventraum unter dem Dach mit versteckter Sitzecke lädt zum Entspannen und Erholen ein.
  • Geheimnis/Versteck: Das Versprechen weiterer Informationen aufgrund von partiell verborgenen Aussichten oder anderen sensorischen Mitteln, die den Nutzer eines Raumes dazu anregen, tiefer in die Umgebung einzutauchen (z.B. Labyrinthe, versteckte Wegführung, Fenster mit Sichtschutz, verborgene Sicht von Fokusobjekten)
    Versteckt in einem ehemaligen Kleiderschrank, befindet sich der wohl kleinste Konferenzraum der Welt: unsere Think in Box.
    Weitere Beispiele sind unser „Schrank von Narnia“ (eine Tür, die nach außen hin, wie ein alter Schrank aussieht), verwinkelte Hotelgänge oder der Frühstücksraum mit Nischen. Auch der Tiefhof erschließt sich einem erst, wenn man um eine Ecke herumgeht.
  • Risiko/ Gefahr: eine identifizierbare Gefahr in Verbindung mit einem zuverlässigen Schutz (z.B. Höhen, Schwerkraft, Wasser, transparente Geländer oder Bodenplatten)
    Der Verbindungsgang zwischen den zwei Hotelgebäuden, der sogenannte „Glasgang“, bietet ein besonderes Erlebnis gerade bei Unwetter. Durch die Verglasung und die Öffnungen oberhalb und unterhalb hat man das Gefühl mitten im Garten zu stehen und das Gewitter live mitzuerleben. So ist man zwar sicher geschützt, nimmt aber jedoch auch die Bedrohlichkeit dieses Naturerlebnisses wahr.