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Was Schokocreme mit dem Regenwald zu tun hat

Morgens mit Nivea eincremen, dann ein leckeres Nutellabrötchen essen und noch schnell das Auto tanken, bevor es zur Arbeit geht – was haben all diese Tätigkeiten gemeinsam? Sowohl der Diesel als auch (Schoko-)Cremes enthalten Palmöl. Das Pflanzenfett findet großen Anklang in vielen Teilen der Industrie – doch wo kommt es eigentlich her und wieso wird es immer wieder heiß diskutiert? Wir versuchen aufzuklären, was es mit dem Pflanzenöl auf sich hat.

Vielseitiges Palmöl

Aber erstmal die Fakten: 2017 wurden in Deutschland knapp eine Million Tonnen des gelben Pflanzenöls importiert. Das Fett wird aus dem Fruchtfleisch der Palmfrüchte gewonnen, welche bis zu 50% aus Öl bestehen. Die Ölpalme an sich ist sehr ertragreich und billig in der Aufzucht – neben den positiven Lager- und Verarbeitungseigenschaften ein wichtiges Argument für die Industrie.

Auf der Rückseite einer Keks- oder Margarineverpackung hat bestimmt jeder schon mal Palmfett entdeckt. Doch wer wusste, dass es auch in Müslis, Gebäck, Kosmetikprodukten und Fertiggerichten enthalten ist? Zudem wird Palmöl in Biodiesel verwendet. So dienten im Jahre 2016 ganze 41% des Imports nach Deutschland der Verwendung als Kraftstoff. Palmöl ist also billig, vielseitig verwendbar und eigentlich ein ganz natürlicher Rohstoff – wo ist das Problem?

Palmölplantage vor Kuala Lumpur

Das Pflanzenöl und der Wald 

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, muss man ganz an den Anfang der Palmölproduktion springen. Denn die Palmen gedeihen nur in tropischem Klima, also rund um den Äquator. Konkret bedeutet das: Die ursprüngliche Vegetation hier, der Regenwald, muss riesigen monotonen Plantagenflächen weichen. Diese werden mittlerweile auf fast 30 Millionen Hektar Fläche geschätzt. Neben dem Wald verlieren auch zahlreiche Tierarten ihren Lebensraum, so zum Beispiel der Orang-Utan, die Symbolfigur für die Regenwaldzerstörung. 

Die Sache mit dem CO2 

Nicht umsonst wird dieser einzigartige Wald oft „grüne Lunge des Planeten“ genannt. Die Böden und Pflanzen dort sind in der Lage, immense Mengen an Kohlenstoffdioxid zu speichern. Bei der üblichen Brandrodung gelangt nicht nur viel CO2 in die Atmosphäre, die Erde verliert auch diesen wichtigen Speicher. Und das lässt sich nicht so einfach umkehrbar machen – selbst wenn die Nutzungsflächen irgendwann sich selber überlassen werden würden, bräuchte es wahrscheinlich mehrere Jahrhunderte, bis sich das Ökosystem wieder regeneriert hätte. Das ist erschreckend lange! 

Fakt ist: durch den großen CO2-Ausstoß schon vor der eigentlichen Verarbeitung ist zum Beispiel Biodiesel mit Palmöl dreimal so umweltschädlich wie regulärer Treibstoff. Für uns umweltbewusste Verbraucher leider eine irreführende Bezeichnung. 

Sozialverträgliches Palmöl? Leider eine Seltenheit 

Die ökologischen Nachteile der Palmölproduktion gehen oftmals Hand in Hand mit sozialen Missständen. Nicht nur die indigene und ortsansässige Bevölkerung der Tropen hat es schwer, zu bestehen. Auch die Arbeitsbedingungen auf den Plantagen werden oft als menschenunwürdig beschrieben. Leider gibt es dort teilweise auch noch Kinderarbeit, welche wir selbst keinesfalls unterstützen möchten. Durch die oft abgeschiedene Lage der Anbauflächen passiert das alles meist unbemerkt. Die Situation wird auch durch die große politische Macht der Plantagenbesitzer nicht verbessert. Das Thema Palmöl hat also auch politisch weltweite Relevanz und trägt zur Erhaltung korrupter Strukturen vor allem in den Ländern südlich des Äquators bei. 

Und nun? 

Doch was kann ein Einzelner da tun? Als Konsumenten und somit auch Geldgeber können wir selber entscheiden, welche Unternehmen wir fördern und unterstützen möchten. Mit jedem Euro, der für eine ökologisch verträglichere Alternative ausgegeben wird, tragen wir einen Teil zu besseren Umwelt- sowie Arbeitsverhältnissen im Regenwald bei. Hersteller könnten dann zum Beispiel Sonnenblumenöl aus EU-Anbau verarbeiten. Natürlich verbraucht dieses auch Ressourcen, schont dafür aber gerade bei Bio-Anbau die Artenvielfalt. Aber auch jetzt schon muss man natürlich keinesfalls auf Kekse oder Schokoriegel verzichten.

Verschiedene Organisationen und Initiativen haben sich bereits dieser Problematik angenommen und versuchen, Lebensmittel mit nachhaltigem Palmöl zu zertifizieren. Leider kann man sich diesbezüglich nicht auf jedes Siegel verlassen. Beim relativ bekannten RSPO-Siegel beispielsweise ist die tatsächliche Durchsetzung und Kontrolle der Standards in den Anbaugebieten unklar. Die bestmöglichste Wahl: Bio-Produkte. Hier ist dann natürlich auch das enthaltene Palmöl bio-zertifiziert und unterliegt festen Standards. In der Realität wird es meistens auch sozial gerecht angebaut oder ist gar Fairtrade-zertifiziert.

 

Fast immer gibt es aber komplett palmölfreie Alternativprodukte zu Nutella & Co.: Nudossi, Nocciolata und andere Bio-Nougatcremes schmecken mal nussiger und mal schokoladiger, aber mindestens genauso gut. Ein kurzer Blick auf die Zutatenliste oder ein Barcodescan mit der App „Codecheck“ genügt, um Klarheit beim Einkauf zu schaffen. Je nach Vorliebe kann man so schon beim Frühstück etwas für den Erhalt der Regenwälder tun – probier’s doch mal aus! 

Eine gute Nachricht zum Schluss: einige Supermarktketten wie COOP in Italien oder Spar in Österreich verarbeiten in ihren Eigenmarken kein Palmöl mehr. Die EU beschloss außerdem im März 2019, bis 2030 Palmöl aus Bio-Kraftstoff zu verbannen. Wir hoffen, es klappt! 

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